Auf nach Korsika ...
Die Wettervorhersage ist so gut (kein Wind, Schönwetter), dass wir unseren Törn entlang der Westküste fortsetzen. Die Etamin I hat das selbe vor. Der Satz unseres Skippers David: „Ich geh a paar Biere holen“ stiftet kurzfristig Verwirrung. Die Crew glaubt er geht einkaufen, dabei holt er die Schiffspapiere aus dem Hafenbüro.
Wir bereiten uns gewissenhaft darauf vor, die Seegrenze zwischen italienischem und französischem Gewässer mit der passenden Zeremonie zu würdigen. Völlig klar, dass wir die korsische Flagge und nicht die französische setzen. Bei der Hymne sind wir uns dann nicht mehr so sicher: „Wenn wir die Marseillaise singen werden sie uns nicht lieben.“ „Kann wer die korsiche Hymne singen?“ „Wisst’s was – nehmen wir den Radetzkymarsch. Der passt immer!“ Also hissen wir begleitet von Radetzkymarsch Klängen exakt auf der Grenze die korsische Flagge und spenden Poseidon den ersten Schluck aus unserer Bier-Crew-Dose.
Als Ziel peilen wir heute St. Florent an, das sind 45 SM. Wir haben also jede Menge Zeit um Blinki wieder zum Einsatz zu bringen. Wir fahren entlang der wildromantischen Westküste und wundern uns darüber, dass wir kaum andere Segler sehen. Knapp vor unserem Ziel wollen wir Blinki wieder an Bord holen, das hat fatale Folgen. Die Muskelkraft unseres Skippers ist zuviel für die Rute und sie gibt auf. Wir sind also wieder auf die herkömmliche Fangmethode (Leine ins Wasser und drauf los) angewiesen.
St. Florent ist ein malerischer kleiner Ort und wir ankern in der Bucht vor der Marina. Als erfahrene Skipper wollen wir natürlich zeigen, was wir können und setzen eine Ankerboje. Dass wir die Wassertiefe beim Ankern kurzfristig von 10 m auf 5 m verändern, bringt unsere Ankergäste Willi und Günsi ins Schwitzen. Leider hält unser Anker nicht beim ersten Mal und wir brauchen noch einen weiteren Versuch. Die Kommandos sind lehrbuchmäßig: Skipper: „Anker auf.“ „Anker ist an Bord“. Skipper: „Danke“. Wenig später ... „Skipper, sollen wir die Ankerboje auch an Bord holen?“ Skipper fassungslos in Retourfahrt: „Habt’s die unten lassen?“ „Sie müsste eh scho bei Dir vorbeischwimmen“.
Dieses Verhalten braucht eine Nachschulung! Deshalb will uns unser Skipper David zeigen, wie ein Reitgewicht professionell befestigt wird. Wir nehmen unseren Zweitanker, geben die Kette in den Pützkübel, befestigen diesen mit einer weiteren Leine und lassen unser „Self-Made-Reitgewicht“ an der Ankerkette „Hinabgleiten“. Es ist kein Wunder, dass die 3 Crewmitglieder (die wir dazu brauchen) Schweißperlen und hoch rote Köpfe haben - unser Reitgewicht hat ca. 60 Kilo. Der Gedanke daran, wie wir das alles wieder an Bord bekommen werden, wird von unserem Skipper relativiert: „Rauf geht es auch nicht schwerer wie runter.“ Rupert: „Na ja, runter wars eh schon schwer genug.“
Wir baden, kochen an Bord und genießen den Abend bei lustigen Diskussionen rund um die Theorie unseres "Reit-Gewicht-Manövers". Erste Verunsicherung tritt ein, als wir plötzlich mit der Backbord Koje auf gleicher Höhe wie unsere Ankerboje sind. Wie kann das sein? Ist die Leine der Boje doch länger als vermutet? Wir schwojen eindeutig nur um das Reitgewicht. Hochtechnische Berechnungen zu später Stunde können leider nix mehr daran ändern, dass unser Reitgewicht beim Setzen nicht ganz den Meeresgrund erreicht hat. Dadurch und wegen des Gewichtes haben wir langsam und gemütlich den Meeresboden "abgehoppelt".
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